Gefangen in der Wirklichkeit

Drehen wir die Uhr mal 10 Jahre zurück: Man möchte all seine Lieblingslieder zusammen an einem Stück hören, ohne jedes Mal die CD wechseln zu müssen. Was tut man? Richtig, man greift zu einer Kassette, legt sie ein und man nimmt Lied für Lied nacheinander auf. Oft ärgert man sich, weil die Kassette gerade mitten unter dem "ganz besonderen" Song aus ist oder die gewünschte Tracklist gar nicht komplett auf die begrenzten 90 Minuten passt.

Und was macht man im Jahre 2007, mit seinem persönlichen Soundtrack? Richtig, man klickt einige Male am PC rum, liegt einen CD-Rohling ein oder steckt einen MP3-Player an und schwupps, nach nicht einmal 10 Minuten ist man fertig.

Nun die Frage: Was war cooler?

Eindeutig die Vergangenheit, wenn ihr mich fragt. Da hat man die Songs noch während des Aufnehmen angehört, sich Gedanken dazu gemacht und seine zeichnerisch kreative Ader am Kassetten-Inlay ausgelebt.

Heute hingegen nimmt einem der PC all diese Freuden weg. Klar, so ist es viel einfach und für manche Dinge auch praktischer, aber romantischer?! Nein, das nicht.

Obwohl ich mir gerade erst einen neuen MP3-Player zugelegt habe und dessen Vorzüge in jeder freien Minute genieße, werde ich der guten alten Kassette auch weiterhin nicht den Rücken kehren.

Das war doch mal ein Event.

1.000e von Menschen können an einem Tag über 150 Pop- und Rockgrößen auf sieben verschiedenen Kontinenten in zehn verschiedenen Städten bewundern und wir, die Zuhausegebliebenen, können das live im Fernsehen verfolgen. Da erblasst ja sogar Bob Geldof vor Neid. Und damit diese Veranstaltung nicht nur unter "Vergnügen" fällt, setzt man es unter das Motto "Klimaschutz". Da wird nicht nur das schlechte Gewissen beruhigt, sondern man kann auch gleich nochmal 20 % zum Ticketpreis aufschlagen, ist ja schließlich für 'ne gute Sache.

Aber ehrlich gesagt glaub' ich, hatten die meisten Leute bei den Konzerten wenig mit Klimaschutz am Hut. Die haben da mal einen Tag mitgespielt, weil es das Motto des Tages war. Aber schon heute werden sie wieder genau so das Licht unnötigen brennen lassen und mit ihren CO2-Schleudern durch die Straße hetzen.

Al Gore sagte, Live Earth wäre nur der Auftakt zu einer dreijährigen Kampagne zum Klimaschutz. Ich bin gespannt, was da noch kommt. Ich wünsche ihm wirklich alles Gute, da ich finde, dass er wirklich Potenzial hat, so eine wichtige weltweite Kampagne zu leiten. Nur muss er noch ein wenig an der Umsetzung arbeiten, mit einem Konzert ändert er meiner Meinung nach nämlich nicht schlagartig das Bewusstsein der Leute.

Achja, eine Frage, die mich noch sehr beschäftigt ist, ob die Pussycat Dolls überhaupt verstanden haben, um was es bei Live Earth gehen sollte...